Informationen über den eingewachsenen Zehennagel
1. Was ist ein eingewachsener Zehennagel? - Die Diagnose
2. Wie bekommt man einen eingewachsenen Zehennagel? - Die Ursachen
3. Wie oft kommt ein eingewachsener Zehennagel vor? - Die Häufigkeit
4. Habe ich einen eingewachsenen Zehennagel? - Die Symptome
5. Wann zum Arzt bei eingewachsenem Zehennagel? - Die Stadien
6. Wie behandelt man einen eingewachsenen Zehennagel zuhause?
7. Welche OP Verfahren gibt es beim eingewachsenen Zehennagel?
Was ist ein eingewachsener Zehennagel? - Die Diagnose
Der eingewachsene Zehennagel, auf Englisch ingrown toenail, in der medizinischen Fachsprache auch Unguis incarnatus (Internationale Klassifikation der Krankheit ICD 10: L60.0) oder Onychocryptosis genannt, wird diagnostiziert, wenn der Nagel nicht in der vorhergesehenen Bahn, sondern seitlich in die anliegende Haut einwächst. Ein eingewachsener Zehennagel kann wiederkehrende Beschwerden in Form von Schmerzen an der Nagelkante, Entzündungen mit Vereiterungen, Rötungen und Schwellungen in den Weichteilen verursachen. Im fortgeschrittenen Stadium bildet sich Granulationsgewebe, sogenanntes wildes Fleisch. Jeglicher Druck auf die gereizte Nagelkante wird von den Betroffenen als äußerst schmerzhaft empfunden. Im schlimmsten Fall kann die Entzündung auch auf den Knochen übergreifen.
Beispiele für Formen von eingewachsenen Zehennägeln:
Stark eingewachsener Nagel, der sich vorne durch die Zehenkuppe drückt
Klassischer Rollnagel (genetisch bedingt)
Eingewachsener Zehennagel mit wildem Fleisch, Granulationsgewebe
Einseitig stark eingewachsener Nagel
Wie bekommt man einen eingewachsenen Zehennagel? - Die Ursachen
Die Ursachen für die Einwachsung des Nagels und nachfolgender Entzündung können vielfältig sein:
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Genetik:
Bei manchen Menschen ist die Nagelwurzel genetisch zu breit angelegt, sodass die seitlichen Nagelkanten im Laufe des Alters in die Haut einschneiden können. Oft haben die Eltern oder Großeltern bereits ähnliche Probleme gehabt.
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Falsches Schneiden:
Eine weitere Ursache für das Einwachsen der Nägel ist, wenn der Nagel zu rund geschnitten und zu tief an den seitlichen Rändern gekürzt wird. Es bildet sich hierdurch eine tief liegende Nagelspitze, die in die Zehenkuppe vorwächst.
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Fußfehlstellung beim Laufen:
Das Abrollen über die Zehen („Laufen auf Zehenspitzen“, High Heels) und der damit verbundene erhöhte Druck belastet die Nagelkanten stärker.
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Zu enges Schuhwerk:
Bei engen oder spitz zulaufenden Schuhen wird der Nagel durch den permanenten Druck stärker in die Weichteile (Haut) gedrückt und kann leichter einschneiden.
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Fuß oder Zehdeformation:
Bei bestehenden Vorerkrankungen, z.B. dem Hallux valgus (Achsabweichung der Großzehe), Senkfuß, Knickfuß verändert sich die Anatomie des Fußzehs. Die benachbarten Zehen drücken permanent auf die Nagelkante der Großzehe.
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Nageltrauma:
Ein Nageltrauma durch Stöße oder Verletzungen kann infolge der dauerhaften Formveränderungen des Nagelbettes oder der Nagelwurzel zu Strukturveränderungen des Nagels mit Einwachsen der Kante führen.
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Nagelerkrankungen:
Bei Pilzbefall kann der Nagel ebenfalls Formveränderungen ausbilden, die ein Einwachsen begünstigen.
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Übergewicht:
Hohes Körpergewicht (Adipositas) erhöht den Kantendruck des Nagels, sodass dieser stärker in die Haut einschneidet.
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Schwangerschaft:
Bei vorliegender Schwangerschaft sorgen die Wassereinlagerungen für eine Gewebeschwellung. Hierdurch kann Druck auf die Nagelkante entstehen, sodass eine Entzündung entstehen kann.
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Medikamente:
Einnahme von Krebsmedikamenten oder andere Medikamente, die die Immunabwehr herabsetzen. (Z.B. bei Rheuma).
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Bestehende Erkrankungen:
Diverse Erkrankungen wie z.B. Diabetes Mellitus oder Venenschwäche oder spezielle Nagelerkrankungen (Rollnagel) begünstigen das Einwachsen der Fußnägel.
Vorbereitung einer Laserbehandlung
Eingewachsener Zehennagel mit Entzündungsreaktion
Nagelformveränderungen, die ein Einwachsen der Nagelkante in die Haut hervorrufen können
Rollnägel, die in die Haut einschneiden
Wie oft kommt ein eingewachsener Zehennagel vor? - Die Häufigkeit
Der eingewachsene Zehennagel ist weit verbreitet. Bei ca. 20 von 100 Patienten mit Fußbeschwerden tritt er auf. Der eingewachsene Nagel kann an den Fingernägeln sowie Fußnägeln vorkommen, wobei er häufiger an den Zehen vorkommt.
Eingewachsener Fingernagel
Habe ich einen eingewachsenen Zehennagel? - Die Symptome
Folgende Symptome deuten auf einen eingewachsenen Zehennagel hin:
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Berührungsschmerzen („Bettdecke tut bereits weh“)
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Rötungen
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Schwellungen
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„Pochen“ an der seitlichen Nagelkante
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ein „Heiß“-Empfinden an der Nagelkante
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Austritt von Wundflüssigkeit
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Entzündungen mit Eiter
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wiederkehrende Schmerzen
Vermeidungsstrategien:
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Gangveränderung um Belastungsdruck der Schuhe zu verlagern
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Schuhwerk eine Größe größer kaufen
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Verzicht auf sportliche Aktivitäten und auf starke Belastung der Zehen = Einschränkung im Alltag
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Fuß aus dem Bett hängen lassen (Vermeidung vom Druck der Bettdecke)
Eingewachsener Zehennagel mit Schwellung
Wann zum Arzt beim eingewachsenen Zehennagel? - Die Stadien
Man unterscheidet akute Formen und chronische Verlaufsformen beim eingewachsenen Zehennagel.
Bei den akuten Formen kann in kurzer Zeit eine schmerzhafte Schwellung, Rötung und nässende Entzündung auftreten.
Von einer chronischen Form spricht man bei einem mehrwöchigen unveränderten Entzündungsprozess bis hin zu Eiterungen. Es ist die abgeschwächte Akutform über einen langen Zeitverlauf. Hier ist die Gefahr der Entwicklung einer entzündlichen Knochenbeteiligung besonders erhöht.
Die eingewachsene Zehennagel entwickelt sich in 4 Stadien:
Stadium 1:
eingewachsener Zehennagel ohne dauerhafte Beschwerden
Stadium 2:
ein Nagelteil sticht in der Tiefe in die Weichteile ein, es entsteht ein Nagelkantenschmerz, beginnende Gewebereizung
Stadium 3:
es kommt zu einer Gewebeschwellung mit Druckschmerz, die Rötung ist ein Hinweis auf eine bakterielle Besiedlung der tiefen Wunde, Wundnässen, spätestens in diesem Stadium sollte ein Arzt konsultiert werden
Stadium 4:
Infektion, Eiterung, Schwellungszunahme, Auftreten von wildem Fleisch (Granulationsgewebe), Blutungen, wandernde Entzündung in Richtung Körper, Eiterung kann auf den Knochen übergehen, ein Arztbesuch ist unumgänglich
Stadium 1
Stadium 2
Stadium 3
Stadium 4
Wie behandelt man einen eingewachsenen Zehennagel zuhause?
In den ersten beiden Stadien gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten:
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Entfernung der Nagelkante beim Podologen, der Nagel muss nicht komplett entfernt werden
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Entzündungshemmende antibiotische Salben
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Nagelspangenbehandlung
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Fußbäder, auch mit Kernseifezusatz
Nimmt die Entzündung der Wunde wieder ab und der einkantende Nageldorn konnte entfernt werden kann evtl. die konservative Behandlung ausreichend gewesen sein. Spätestens im Stadium 3 muss operativ vorgegangen werden, weil nur dann die Behandlung erfolgreich ist, wenn die Krankheitsursache beseitigt wird. Auch anhaltende und wiederkehrende Beschwerden im Stadium 2 führen zur operativen Behandlung. Ziel der Behandlungen ist es, die Nagelteile aus der Wunde zu entfernen und die Nagelwurzel zu verschmälern, um eine neue Einkantung zu verhindern.
Nagelspangenbehandlung eingewachsener Zehennagel
Welche OP Verfahren gibt es beim eingewachsenen Zehennagel?
Nach der Nagelteilentfernung seitlich wird mittels gepulstem Co2- Laser in örtlicher Betäubung der äußere Nagelwurzelanteil mit Laserimpulsen von ca. 0,1 mm Größe in Millisekunden-Takt abgetragen. Die präzise punktgenaue Abtragung der Nagelwurzel erfolgt skalpellfrei unter der Haut und erfordert keine größeren Gewebeabtragungen wie bei der Emmert'schen Schnittoperation. Der Heilverlauf kann durch die Schnittfreiheit deutlich verkürzt werden. Die Patienten können direkt nach der Behandlung normal laufen und berichten über wenig postoperative Schmerzen, Schmerzmittel sind nicht erforderlich. Wir sehen in der Laserbehandlung im Vergleich zu anderen Behandlungsstrategien eine moderne, präzise und schonende Methode zur Therapie des eingewachsenen Zehennagels. Bis heute haben wir über 16.000 Patientenbehandlungen bundesweit durchgeführt. Besonders interessant ist im Rückblick auf unsere 25 Jahre Anwendungserfahrung die sehr hohe Nachhaltigkeit des Verfahrens und die positiven Patientenerfahrungen.
2. Phenolisation (Verätzung) der seitlichen Nagelwurzel
Bei dem Verfahren wird eine sogenannte Phenol Matrix Ablation vorgenommen. Wenn ein Nagelstreifen entfernt wurde, wird ein mit Phenol getränktes Stäbchen 3 x 1 min im Bereich der Nagelwurzel gedreht. Hierdurch soll die seitliche Wurzel chemisch zerstört werden. Das Phenol wirkt überall dort, wo es auftrifft. Es kann auch Zellen im gesunden Gewebe angreifen und zerstören, wodurch es zu lokalen Schädigungen (Ulcerationen) kommen kann mit nachfolgenden Narbenbildungen und „Gewebeverlötungen“. Das Phenol ist auch für den Anwender nicht ungefährlich und nur noch für die Behandlung des eingewachsenen Nagels zugelassen. Die DFG (Deutsche Forschungs Gemeinschaft) hat Phenol in seiner Toxizität als kritische Substanz eingestuft. Phenol gilt als krebserregend.
3. Elektrokauterisierung (elektrische Verödung)
Anstelle der Phenolisation wird die Nagelwurzel durch Stromanwendung verödet. Die sogenannte Elektrokoagulation ist in der operativen Medizin fest etabliert. In sehr kleinen Bereichen (Nagelwurzel) liegt die Schwierigkeit in der Dosierung des flächigen Hitzeimpulses und Begrenzung seiner Tiefenausdehnung. Der Hitzeeintrag lokal ist groß. Diese Methode wird seltener angewendet.
4. Emmert Plastik / Nagelwurzelabtragung (Schnittoperation)
Die Schnittoperation nach Emmert, auch Nagelkeilexzision genannt, wurde ca. 1850 erstmalig erwähnt und seitdem angewendet. Bei der OP wird die Haut parallel zur Längsseite des Nagels mit dem Skalpell keilförmig eingeschnitten, ein seitlicher Gewebekeil inkl. Nagelanteil und der zu breit angelegten Nagelwurzel bis auf den Knochen entfernt. Anschließend wird der Gewebedefekt mit Nähten verschlossen. Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung. Die Wundheilung kann bis zu 4 Wochen andauern, der Fuß muss hochgelagert und geschont werden. Die Fäden werden nach 14 Tagen gezogen. Sichtbar bleibt oft eine längliche Narbe. Nach der Emmert-Plastik kommt es in ca. 20 - 30% zu Rezidiven, also zu erneut einwachsenden Nägeln, selbst nach mehreren operativen Eingriffen. Viele Patienten berichten über einen langen Heilverlauf und eine längere Arbeits- und Sportunfähigkeit. Postoperativ verbleibt aufgrund des Schnittes eine Gewebenarbe am Zeh, der Nagel ist einseitig sichtbar verschmälert Die Emmert Plastik ist die gängigste Operationsmethode bei eingewachsenen Zehennägeln in Deutschland. Eine Variante zur Emmert-OP stellt die selektive Nagelwurzelabtragung ohne Entfernung der seitlichen Weichteile dar. Bei dieser Methode ist ebenfalls ein Schnitt im Zeh erforderlich, da die Wurzel anders nicht erreicht werden kann.
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